Fast jeder Mensch kennt Verlustangst in der Liebe – mehr oder weniger stark. Meist können wir die Sorge, von dem oder der Liebsten verlassen zu werden, aus unserem Bewusstsein verdrängen. Gewinnt sie allerdings für längere Zeit die Oberhand in unserem Leben, ist das ein Hinweis auf ein inneres Ungleichgewicht. Darunter leidet dann nicht nur die Liebesbeziehung, sondern die gesamte Lebensqualität, manchmal sogar die Gesundheit. Falls auch du immer wieder unter Verlustangst leidest, können dir die folgenden Informationen und Tipps helfen.
Verlustangst in der Liebe - 5 Tipps für dein inneres Gleichgewicht
Die meisten von uns haben das Bedürfnis nach einer innigen Liebesbeziehung. Sie sehnen sich nach dem einen, besonderen Menschen, der fest an ihrer Seite bleibt. Dazu gehört auch die Sehnsucht nach Sicherheit und Orientierung – wir möchten dem Partner vertrauen können, sicher sein, nie wieder verletzt zu werden. Auf der anderen Seite wissen wir, dass es keine Garantie dafür gibt, dass sich unsere Wünsche erfüllen. Diese Spannung ist oft schwer auszuhalten.
Bei manchen Menschen passiert deshalb folgendes: Wenn sich mit dem Gegenüber eine Beziehung harmonisch entwickelt, wächst mit der Zuneigung zugleich die Angst, enttäuscht oder verlassen zu werden. Dann tauchen Fragen auf wie: Kann ich ihm vertrauen? Ist sie zuverlässig? Werden wir eine lebenslange Beziehung haben?
Und während „sie“ sich bemüht, „ihm“ alles recht zu machen, hat „er“ immer öfter keine Zeit, und wehrt ihre besorgten Fragen schroff ab. Oder „er“ schaut sich bereits nach einer gemeinsamen Wohnung um, während „sie“ jedem Gespräch über eine gemeinsame Zukunft ausweicht.
Drängt sich die Verlustangst in eine Liebesbeziehung, zeigt sie verschiedene Gesichter. Oft löst sie bei einem Partner oder auch bei beiden einen Strudel heftiger Gefühle von Hoffnung, Angst und Unmut aus. Die Anzeichen dafür können ganz unterschiedlich sein.
Dies sind die häufigsten 7 Zeichen von Verlustangst*
Diese Zeichen treten einzeln oder zu mehreren auf; es können auch noch andere Veränderungen dazukommen. Eins haben sie alle gemeinsam: Sie fühlen sich ganz und gar nicht gut an.
*Falls sich deine psychische oder körperliche Verfassung extrem verschlechtert, wende dich zum Schutz deiner Gesundheit bitte an einen Arzt, Heilpraktiker oder Psychotherapeuten.
Vieles spricht dafür, dass Verlustangst ihren Ursprung in der Lebensgeschichte eines Menschen hat. Manche Menschen wurden schon früh verlassen; sie waren in einer Phase der Entwicklung, in der sie den Verlust noch nicht aus eigener Kraft bewältigen konnten. Erhielt das Kind hier zu wenig Trost und Halt, blieb es mit dem Schmerz und der Angst ganz allein. Kein Wunder, dass später der Erwachsene so eine Erfahrung nie wieder machen möchte. Auch spätere Trennungen, etwa das Zerbrechen der ersten Liebe oder das Ende einer Ehe, können zu hartnäckiger Verlustangst führen. Neben Zorn, Misstrauen und Selbstzweifeln bleibt eine tiefe Angst zurück, dass sich das Geschehene wiederholt.
Es ist oft hilfreich, die Ursache der Verlustangst zu finden. Manchmal bewirkt schon dieses Wissen, dass die aktuelle Angst schwächer wird und der Blick auf die Gegenwart sich klärt.
Doch was, wenn das Anschauen der Ursache nicht ausreicht? Es kann helfen, die schmerzliche Erfahrung zu würdigen und sich selbst Mitgefühl zu schenken. Denn oft hat genau dieses bei früheren Verlusterfahrungen gefehlt.
Tipp 1: Wenn du möchtest, schreibe deinem verletzten Ich einen liebevollen, tröstenden Brief. Du kannst Erzengel Raphael dazu einladen und ihn um die Heilung der alten Verletzungen bitten. Stelle dir vor, wie Erzengel Raphael dich in grünes Licht mit heilender Kraft hüllt. Natürlich kannst du auch einen oder mehrere andere Geistführer deiner Wahl um Begleitung bitten.
Beachte bitte: Um dich vor einer Überflutung durch schmerzhafte Gefühle zu schützen, begrenze das Ritual auf 20 Minuten. Wenn der Timer klingelt, schreibe: Danke, bis bald. Du kannst das Ritual wieder aufnehmen, wann immer du möchtest.
Manche Menschen weichen engen Beziehungen aus. Oft bemerken sie selbst gar nicht, dass sie ihr Gegenüber von sich fernhalten. So kann während eines harmonischen Beisammenseins ihr Verhalten sich plötzlich ändern; sie wirken zum Beispiel unverhofft streitlustig oder abweisend. Wenn sie es selbst nicht bemerken, können sie sich nicht erklären, warum sich der andere Mensch von ihnen zurückzieht. Ratlos bleiben sie zurück.
Tipp 2: Falls du solche Verhaltensweisen an dir selbst bemerkst, könnte dir Emotional Freedom Techniques helfen. Diese Methode, auch als „EFT“ oder „Klopftechnik“ bekannt, kann dazu beitragen, dass du im Kontakt mit anderen Menschen offener und entspannter bist.
Die Frage, ob der andere ehrlich, treu und vertrauenswürdig ist, gehört zur Verlustangst dazu. „Soll ich Gefühle investieren“, ist eine oft gestellte, besorgte Frage. Tatsächlich ist damit gemeint: Darf ich mir Sehnsucht erlauben? Bin ich gut genug, dass der andere mich will? Und: „Erfüllt er / sie mir meine tiefste Sehnsucht oder meine drängenden Wünschen?“
Diese Fragen sind nur allzu verständlich. Doch führen sie dich von dir selbst weg. Denn das Vertrauen in den anderen Menschen kann nur so stark sein, wie dein Vertrauen in dich selbst. Die Verlustangst rührt ja häufig aus der Sorge, eine (weitere) Trennung nicht bewältigen zu können, nicht stark genug dafür zu sein.
Und oft fehlt es auch an Selbstliebe. Wer mit sich selbst eher kritisch als freundlich umgeht, kann sich nur schwer vorstellen, dass der andere ihn als einen liebenswerten Menschen empfindet und sich gern mit ihm verbinden möchte.
In beiden Situationen hilft es, die inneren Ressourcen zu stärken:
Tipp 3: Richte deine Aufmerksamkeit auf deine positiven Seiten. Notiere zum Beispiel jeden Tag, was dir gut gelungen ist oder welche Komplimente du von anderen erhalten hast. Hast du deine eigenen Erwartungen nicht ganz erfüllt, rede dir selbst gut zu; so wie du es dir von deinem Liebsten wünschen würdest. Tue dir selbst Gutes für Körper und Seele. Übe dich darin, liebevoll und nachsichtig von dir selbst zu denken. Pflege deine sozialen Kontakte und Aktivitäten auch dann weiter, wenn eine neue Liebe in dein Leben tritt.
Die Angst davor, das Schöne zu verlieren, kann deine Aufmerksamkeit in einen negativen Sog ziehen. Wenn du dich – aus Selbstschutz – innerlich bereits auf den Verlust einstellst, kannst du dich mit dem anderen Menschen nicht mehr verbinden.
Das kann sich darin zeigen, dass du unausgesprochene Erwartungen entwickelst, die der andere nicht erfüllen kann, weil er sie nicht kennt. Oder du verstehst sein Verhalten als ungenügend und distanziert, obwohl er sich ganz unbefangen zeigt. Entsprechend verhältst du dich aus Unsicherheit selbst distanziert.
Der Partner spürt, dass sein Verhalten für dich nicht stimmig ist und fühlt sich nun irgendwie kritisiert. Das kann ihn verunsichern und zum Rückzug veranlassen.
Auf der anderen Seite könntest du eine Verbundenheit phantasieren, die (noch) nicht besteht. Auch daraus können Spannungen und Missverständnisse entstehen. Schon nach dem dritten Date die gemeinsame Wohnung zu planen, ist in den meisten Fällen kein Zeichen von Liebe, sondern von Angst, dass sich die eigenen Wünsche nicht erfüllen.
So beugst du vor:
Tipp 4: Sei im Zusammensein mit dem Partner ganz im Hier und Jetzt. Nimm wahr, was zwischen euch passiert, ohne es zu bewerten. Nimm die Zeichen seiner Zuneigung an. Bedenke, dass jeder Mensch seine Zuneigung auf andere Weise zeigt.
Der amerikanische Autor Gary Chapman hat zu diesem Thema sein Konzept „Die fünf Sprachen der Liebe“ entwickelt und dazu mehrere Bücher geschrieben. Die Erkenntnis, dass Menschen unterschiedliche „Liebessprachen“ bevorzugen, kann dir dabei helfen, dich und den anderen besser zu verstehen.
„Ich kann doch ihm (oder ihr) nicht sagen, was in mir vorgeht“, denken viele. Warum eigentlich nicht? Warum soll es besser sein, Missverständnisse oder Streit zu riskieren, weil der andere nichts von deinen Gefühlen weiß? Hier zwei Beispiele:
Wenn sich die Partnerin wegen beruflichem Stress oft tagelang zurückzieht, dann denkt sie sich womöglich gar nichts dabei. Sie fühlt sich ja trotzdem mit dir verbunden. Du jedoch wirst unsicher und stürzt in heftige Verlustangst. Sprichst du diese Situation an, könnt ihr gemeinsam eine Lösung finden, die dich beruhigt und ihr die Konzentration auf den Beruf lässt. Zum Beispiel: Alle zwei Tage tauscht ihr eine kurze Nachricht aus.
Oder fühlst du dich unter Druck, weil dein Partner sich jeden Tag mehrmals meldet? Dann sprich es aufrichtig und liebevoll an. Auch hier könnt ihr eine Lösung finden, den Kontakt für euch beide stimmig zu gestalten.
Tipp 5: Rege bei deinem Partner ein Gespräch über eure Wünsche und Ängste an. Höre ihm oder ihr genau zu, ohne zu bewerten oder zu interpretieren. Sieh solche Gespräche als eine von vielen Möglichkeiten, einander näher kennenzulernen und vertrauter zu werden. Das ist übrigens auch für länger bestehende Partnerschaften eine gute Möglichkeit erneuter Annäherung.
Dass „Angst ein schlechter Ratgeber“ ist, trifft auch auf die Verlustangst zu. Sie erzeugt in dir eine Anspannung, die sich auf dein Handeln überträgt. Vielleicht sagst du dann Dinge, die du eigentlich so nicht sagen wolltest. Dein Gegenüber spürt das und reagiert auf diese Anspannung. Ein destruktiver Kreislauf entsteht.
Und was, wenn eure Beziehung wirklich gefährdet ist? Was, wenn deine Angst berechtigt ist? Wenn dein Bauchgefühl dir signalisiert, dass zwischen euch etwas nicht in Ordnung ist, solltest du das Gefühl ernstnehmen. Allerdings ist die Verlustangst auch dann ein schlechter Ratgeber und kann wenig zur Aufklärung beitragen, da sie deine Wahrnehmung vernebelt.
Extra-Tipp: Nimmst du ein unwohles Bauchgefühl wahr, stelle inneren Abstand her und schaue dir eure Beziehung aus der Distanz an. Wodurch wird deine Befürchtung ausgelöst? Was genau hat sich verändert? Welchem Thema weicht der andere immer wieder aus?
Das folgende Gebet stammt von dem amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr (1892 - 1971). Es ist ursprünglich an Gott gerichtet, doch du kannst es entsprechend deinem eigenen Glauben anpassen. Es eignet sich auch gut, um darüber zu meditieren:
Gott,
gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern,
die ich ändern kann
und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden.
Oft hilft schon das Gespräch mit einem Menschen, der neutral ist, über Lebenserfahrung verfügt und auf dessen Verschwiegenheit du zählen kannst. Die Beraterinnen und Berater von Lichtpfade sind jederzeit gern für dich da. Mit ihren spirituellen Möglichkeiten können sie dir helfen, Klarheit über deine Situation zu erlangen und dein inneres Gleichgewicht wiederzufinden.